Strafzinsen – Wenn die Geldanlage Geld kostet
Was sind eigentlich Zinsen? Der Grundgedanke ist, dass man der Bank Geld "leiht", mit welchem diese wiederum Geschäfte machen kann. Man gibt der Bank also praktisch einen Kredit und bekommt somit Zinsen auf sein Erspartes, weil die Bank ihren "Kredit" zurückzahlen muss.
Negative Realzinsen und echte Strafzinsen
In der Realität stehen diesem Modell jedoch einige Probleme im Weg. Das erste davon nennt sich Inflation, also die schleichende Geldentwertung. Liegt die Inflationsrate über den Zinsen, die man auf sein Geld bekommt, werden die Zahlen auf dem eigenen Konto zwar größer, aber die Kaufkraft, also das, was man dafür bekommt, unterm Strich trotzdem weniger. In diesem Fall spricht man von negativen Realzinsen.
Auf der anderen Seite gibt es noch negative Nominalzinsen, also die echten Negativ- oder Strafzinsen. Hat man zum Beispiel einen Zinssatz von -0,4 Prozent auf dem eigenen Konto, bezahlt man 0,4 Prozent des eigenen Geldes an die Bank.
Die eben beschriebene Unterscheidung funktioniert dabei theoretisch in alle Richtungen: Bezahlt man zum Beispiel Strafzinsen, aber es herrscht Deflation – das Geld gewinnt also an Wert -, kann der eigentliche Realzins positiv ausfallen.
So entstehen negative Zinsen
Hauptgrund negativer Zinsen ist der Leitzins der europäischen Zentralbank (EZB). Dieser rutschte 2014 erstmals in den Negativbereich, was Kredite im Allgemeinen sehr billig, aber dafür Geldanlagen unrentabel macht. Dieser Fakt gilt aber nicht nur für Kunden, sondern genauso für Banken.
Statt die Strafzinsen von weiter oben in der Kette also selbst zu tragen, geben die Banken diese an ihre Kunden weiter. In den meisten Fällen greifen die Negativzinsen aber erst ab sehr großen Geldbeträgen, wodurch Otto Normalkunde davon noch verschont bleibt.
Welche Banken erheben Strafzinsen?
Wer den durchschnittlichen Tagesgeld-Zinssatz der letzten Jahre beobachtet hat, den wird es nicht überraschen, dass inzwischen erste Banken Strafzinsen eingeführt haben. Prominentester Vertreter dieser Gruppe ist beispielsweise die Commerzbank, die für mittelständische Unternehmen mittlerweile einen Negativzins erhebt. Aber auch der Privatkunde ist vor Strafzinsen nicht sicher: Die Altenburger Skatbank aus Thüringen verlangt Strafzinsen von Kunden, die mehr als 500.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto haben. Die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee will schon ab 100.000 Euro Gebühren erheben.
Chance für Kreditnehmer
Wie vorhin schon angesprochen, gibt es natürlich auch eine andere Seite der Medaille: Kredite sind günstig wie nie. Selbstständige könnten sich also beispielsweise überlegen, in den eigenen Betrieb zu investieren, um unterm Strich Kapital aus der Situation zu schlagen. Für Privatleute bleibt aber auch etwas vom Kuchen: So könnte man in ein Eigenheim investieren, das nebenbei noch als stabile Geldanlage wirkt.
Strafzinsen – und nun?
Landet man dann wirklich einmal in der Situation, dass man Strafzinsen zahlen muss, hat man mehrere Möglichkeiten. Einerseits kann man versuchen, zu einer Bank zu wechseln, bei der man sein Geld behält. Für diese Zwecke bietet sich zum Beispiel unser Tages- oder Festgeldrechner an, der Ihnen einen guten Überblick über die Angebote anderer Banken gibt.
Aktien sind eine weitere Alternative und können gute Rendite bringen. Gleichzeitig ist bei ihnen das Risiko, die Ersparnisse zu verlieren, aber auch größer. Dazu kommt, dass die Auswahl der passenden Aktien eine Wissenschaft für sich sein kann. Viele zieht es in dem Moment zu "stabilen" Anlagen, also Gold oder Immobilien, um nur zwei Beispiele zu nennen. Diese haben den Vorteil, dass sie ihren Wert nie ganz verlieren werden, auch wenn dieser einmal schwankt. Trotzdem ist auch hier nicht alles einfach: Eine Immobilie muss zum Beispiel unterhalten werden, um nicht im Wert zu fallen. Auch bei vielen anderen Formen stabiler Anlagen fallen Lagerungs- oder Unterhaltskosten an.
Letztlich bleibt einem die Möglichkeit, trotz Negativzins bei der Bank zu bleiben. Zwar hört sich dieser Vorschlag im ersten Moment nicht gerade attraktiv an, aber man muss auch sehen, dass er durchaus mit dem Prinzip einer Bank in Einklang steht. Praktisch betrachtet bezahlt man die Bank dafür, dass sie tut, wofür Banken seit alters her stehen: Das Geld sicher aufbewahren.
Über 200 Banken geben Negativzinsen an Kunden weiter
Immer mehr Banken verlangen Negativzinsen von ihren Kunden. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. Demnach haben mittlerweile fast 200 Banken Strafzinsen eingeführt, ein Teil davon kassiert auch unter einem Sparguthaben von 100.000 Euro Gebühren.
Verivox: 126 Banken verlangen Negativzinsen
Negativzinsen sind vor etwa einem Jahr zu einem großen Thema geworden. Damals änderte die Europäische Zentralbank ihren Einlagenzins. Wie Verivox berichtet, führen seitdem mehr und mehr Institute Negativzinsen auch für Privatkunden ein.
Minuszinsen aufs Tagesgeld schon bei über 60 Banken
Dem Vergleichsportal Verivox zufolge hat sich in den vergangenen sechs Monaten die Zahl der Banken, die Minuszinsen aufs Tagesgeld erheben, vervierfacht. Dennoch kommen die meisten Geldhäuser noch ohne aus.
Direktbank ING führt Kontogebühren ein
Die Direktbank ING lockte lange mit attraktiven Zinsen und einem Gratis-Konto. Wie bei vielen anderen Instituten auch sind diese Zeiten vorbei. Für das Girokonto wird künftig eine monatliche Gebühr fällig, außer eine bestimmte Bedingung wird eingehalten.
Erstmals Negativzinsen auch bei weniger als 100.000 Euro Guthaben
Von Negativzinsen wurden private Bankkunden bisher verschont, wenn das Guthaben auf dem Konto den Betrag von 100.000 Euro nicht überstieg. Ein Institut hat seine Preispolitik angepasst: Für Girokonten mit Dispo fallen ab 25.000 Euro Guthaben Gebühren an.