Zeitung: Viele Arbeitnehmer müssen mit Armutsrente auskommen
Die gesetzliche Rente soll einem Zeitungsbericht zufolge für viele nicht einmal das staatliche Alters-Grundsicherungsniveau erreichen. Dafür sei nämlich ein monatliches Einkommen von 2.330 Euro über derzeit rund 38 Jahre hinweg nötig.

Berlin/Saarbrücken - Jeder zweite Beschäftigte kann nach einem Zeitungsbericht im Alter nur mit einer gesetzlichen Rente auf Grundsicherungsniveau rechnen. Das geht aus einer aktuellen Datenübersicht der Bundesregierung und des Statistischen Bundesamtes hervor, wie die "Saarbrücker Zeitung" (Samstag) berichtet.
Deutsche Rentenversicherung: Viele verfügen über weitere Einkommensquellen
Die Deutsche Rentenversicherung Bund warnt allerdings vor voreiligen Schlüssen. Die vorgelegten Zahlen gäben keine Auskunft über die tatsächliche Einkommenslage von Rentnerhaushalten, wie Pressesprecher Dirk von der Heide erklärte. Vielmehr verfügten diese in vielen Fällen über Einkünfte aus weiteren Quellen, beispielsweise Betriebsrenten, Kapitaleinkünfte oder Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung. Die Bundesregierung will im kommenden Jahr ein Gesetz zur weiteren Verbreitung der Betriebsrente beschließen.
Alterssicherungsbericht: Drei Prozent erhalten Grundsicherung
Ein Gesamtbild der Einkommenslage vermittele der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung aus 2016, so der Sprecher von der Heide. Demnach liege das durchschnittliche Nettoeinkommen eines Ehepaars ab 65 Jahren bei rund 2.500 Euro. Von den heutigen Rentnern bezögen drei Prozent zusätzlich Grundsicherung im Alter, weil Rente und weitere Einkommen zusammen unter dem Grundsicherungsniveau liegen.
Prognose: 52 Prozent erreichen Altersgrundsicherung nicht
Die Zeitung hatte berichtet, es sei ein monatliches Bruttogehalt von 2.330 Euro nötig, um im Laufe eines durchschnittlich langen Arbeitslebens von derzeit 38 Jahren eine Rente in Höhe der staatlichen Altersgrundsicherung zu erzielen. Nach der aktuellen Verdiensterhebung des Statistikamtes von 2014 verdienten in den gut 37 Millionen erfassten Beschäftigungsverhältnissen aber 19,5 Millionen Beschäftigte weniger als 2.330 Euro. Damit bekämen 52 Prozent im Alter eine Rente unter dem durchschnittlichen Alters-Grundsicherungsbedarf von 795 Euro.
Caritas: Maßnahmen erreichen Arme nicht
Die von Gewerkschaften und Sozialverbänden erhobene Forderung nach einem höheren Rentenniveau hilft aus Sicht des Caritasverbandes gerade nicht den bedürftigen Rentnern. Bei ihnen werde eine höhere Rente mit der Grundsicherung verrechnet, sagte der Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands, Georg Cremer der "Welt" (Samstag). "Wir reden über die Bekämpfung der Altersarmut und sprechen dabei von Maßnahmen, die die Armen gar nicht erreichen."
Rentenniveau liegt derzeit noch bei 48 Prozent
Das Rentenniveau gibt das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn an. Befürchtet wird, dass es ohne Reform von derzeit 48 Prozent bis 2045 auf 41,7 Prozent sinkt. Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) will eine Haltelinie bei 46 Prozent erreichen. Dem DGB und vor allem der Linkspartei reicht das nicht.
Renten-Vergleich: Stärken und Schwächen des deutschen Systems
Die Kluft zwischen den Renten von Männern und Frauen ist in Deutschland im Vergleich mit den anderen Ländern der OECD hoch. Was die Höhe des Einkommens im Alter betrifft, geht es den Deutschen aber gut, so das Ergebnis einer Studie.
Bundesbank: Rentenalter sollte angehoben werden
Das Rentenalter wird seit 2012 von 65 auf 67 Jahre angehoben. Die Bundesbank sieht hier Anpassungsbedarf und rät dazu, die Altersgrenze noch einmal um fast zwei Jahre heraufzusetzen, um das Rentensystem stabil zu halten.
Gabriel will Mindestrente für Geringverdiener
Sigmar Gabriel pocht auf eine Mindestrente für Geringverdiener. Wer lange gearbeitet habe, dürfe nicht weniger Rente bekommen als jemand, der noch nie gearbeitet habe. Sozialministerin Nahles will das Thema aus dem Wahlkampf möglichst heraushalten.
Bundestag segnet Flexi-Rente ab
Mit der Flexi-Rente soll es für über 63-Jährige leichter werden, in Teilzeit zu arbeiten und den Lebensunterhalt mit einer Teilrente aufzustocken. Der Bundestag verabschiedete nun ein entsprechendes Gesetz.
Sozialverband fordert Mindestlohn von 11,60 Euro
Für eine angemessene Rente über der Grundsicherung sollte der Mindestlohn auf 11,60 Euro angehoben werden, fordert der Sozialverband SoVD. 2017 wird der Mindestlohn von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro erhöht.