ZDF-dokumentation: Tschernobyl kann sich jeden Tag wiederholen

Die Recherchen der ZDF-Journalisten ergaben: Russland will für westliche Atomkraftwerke Brennelemente aus russischem Waffenplutonium produzieren, Atomstrom in den Westen verkaufen und westlichen Atommüll endlagern. Mit den Atomgeschäften will die russische Regierung in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Dollar einnehmen - Geld auch für den Neubau von mindestens 30 Atomreaktoren. Der russische Atomminister Jevgenij Adamov betont gegenüber dem ZDF, dass sein Land ein starkes Interesse an einer Zusammenarbeit mit Deutschland hat und bereits intensive Kontakte bestehen. Die deutsche Atomwirtschaft denkt nicht daran, die lukrativen Atomgeschäfte mit Russland zu stoppen. So soll die Hanauer Plutoniumfabrik in den Südural verkauft und in Majak, einer der größten Atomfabriken der Welt, wieder aufgebaut werden. Der neue Standort der Hanauer Atomfabrik am Ural ist die am stärksten radioaktiv verseuchte Region der Welt. 1957 explodierte in Majak ein Tank mit Atommüll, schätzungsweise eine halbe Million Menschen wurden verstrahlt. Bis in die neunziger Jahre wurde der Unfall verschwiegen. Tausende Männer, Frauen und Kinder leiden bis heute an den Folgen der Atomkatastrophe. Stillgelegt wurde die Atomfabrik Majak nie. Bis heute kommt es immer wieder zu gravierenden atomaren Zwischenfällen.
Die Autorin der ZDF-dokumentation Sabine Kemper besuchte das Gebiet am Südural, sprach mit Ärzten, Strahlenopfern und Anwohnern. Wie marode die Atomfabrik Majak ist, belegen Aussagen eines ehemaligen Inspektionsleiters der staatlichen russischen Atomaufsichtsbehörde sowie nicht öffentliche Papiere der russischen Regierung, die dem ZDF vorliegen. Kempers Fazit nach mehreren Monaten Recherche und zweiwöchigen Dreharbeiten in verschiedenen Atomfabriken: Viele Atomanlagen Russlands sind schrottreif. Deutsch-russische Atomgeschäfte füttern Zeitbomben, die in Deutschland niemand betreiben würde. Besonders alarmierend: Millionen an EU-Geldern, gedacht, die Sicherheitsstandards russischer Reaktoren zu verbessern, versickern zweckentfremdet.
Fonds zur Atommüll-Entsorgung: Chefin meldet positive Entwicklung
Die Atommüll-Entsorgung wird Milliarden Euro kosten. Die großen Atomkonzerne haben daher vor knapp zwei Jahren Gelder in einen Staatsfonds überwiesen. Laut der Vorstandschefin des Fonds ist die Finanzierung mit hoher Wahrscheinlichkeit sichergestellt.
Atomausstieg: Bund will Konzerne bei Mitfinanzierung festnageln
Um die Rückstellung der Atomkonzerne zur Finanzierung des Atomausstiegs zu sichern, hat das Bundeskabinett eine neue Regelung beschlossen. Damit sollen vor allem mögliche Schlupflöcher wegen der geplanten Aufspaltungen der Firmen geschlossen werden.
Bayern klagt gegen Moratorium der Bundesregierung für Erkundung des Endlagers Gorleben
Strahlenbelastung durch AKW liegt unter Grenzwerten
BUND und BBU gegen Export der Hanauer Atomfabrik nach Russland