Viele Inkasso-Forderungen sind unberechtigt
Unseriöse Inkassofirmen setzen Verbraucher oft stark unter Druck. Eine Auswertung hat ergeben, dass über die Hälfte aller geprüften Inkasso-Forderungen unberechtigt waren. Solche Forderungen kommen aber auch von seriösen Firmen.

Berlin – Verbraucher sollten Rechnungen von Inkassodiensten immer hinterfragen und sorgfältig prüfen und auf keinen Fall vorschnell bezahlen. Denn mehr als die Hälfte aller Inkasso-Forderungen sei willkürlich, erklärte die Verbraucherzentralen am Freitag. Zudem seien die Gebühren oft unverhältnismäßig hoch. Dies habe eine bundesweite Auswertung von mehr als 1400 Verbraucherbeschwerden zu Inkassodiensten ergeben.
Drohungen mit Schufa und Zwangsvollstreckung
"Verbraucher werden durch unseriöse Inkassodienste zum Teil massiv unter Druck gesetzt", erklärte Frithjof Jönsson von der Verbraucherzentrale Berlin. In einem Drittel der geprüften Briefe wurden demnach scharfe Drohungen ausgesprochen und mit Schufa-Einträgen, Strafanzeigen oder Zwangsvollstreckung gedroht. Betroffene zahlten daher häufig aus Angst, obwohl sie dazu möglicherweise gar nicht verpflichtet seien, erklärte Jönsson.
Auch seriöse Firmen verschicken unberechtigte Forderungen
Da Inkassodienste wiederum nicht verpflichtet seien, die Ansprüche, die sie eintreiben sollen, auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, verschickten auch seriöse Inkassofirmen immer wieder unberechtigte Forderungen, erklärten die Verbraucherschützer. Insgesamt habe bei 56 Prozent der Fälle keine Vertragsgrundlage für die Forderung ermittelt werden können.
Bei den zwischen Anfang Mai und Ende August untersuchten Beschwerden stammte fast jede fünfte Inkasso-Forderung von einem Telekommunikationsanbieter. Es ging aber auch um Ansprüche von Gewinnspielen, E-Mail-Diensten, Dating-Portalen und dem Versandhandel, wie die Verbraucherschützer mitteilten.
Neue Regeln für Inkasso zeigen Wirkung
Die bundesweite Aktion habe gezeigt, dass die Anfang November 2014 in Kraft getretenen neuen Regelungen für Inkassodienste zwar positive Wirkung entfaltet hätten, es aber weiterhin politischen Handlungsbedarf gebe. So müsse die Aufsicht über die Inkassofirmen stärker gebündelt werden, außerdem solle die Höhe von Inkassokosten verbindlich geregelt werden, damit willkürliche und überhöhte Gebührenforderungen verhindert werden könnten.
Einige "Abzocker" agieren aus dem Ausland
Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen begrüßte die Forderung der Verbraucherschützer nach einer besseren Aufsicht. Auch aus Sicht des Branchenverbandes gebe es "weiterhin krasse Fälle unseriösen Inkassos". Nach der jüngsten Regulierung hätten sich "die dreistesten Abzocker offensichtlich ins Ausland zurückgezogen und agieren von dort aus", erklärte der Verband. Insgesamt hätten die neuen Regelungen aber schon für mehr Transparenz gesorgt. Auch die Inkassokosten seien klar geregelt, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Kay Uwe Berg.
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