Praxisbeispiel: "Breitband für alle" ist technisch lösbar
Die Fraunhofer ESK hat für die Gemeinde Weiding im bayerischen Wald ein technisches Konzept erarbeitet, um allen Haushalten einen Breitband-Internetanschluss anzubieten. Das war angesichts der Lage der Gemeinde eine ziemliche Herausforderung.

Die Ingenieure haben die Gemeinde von der Bedarfserhebung über das technische Konzept bis zur Ausschreibung begleitet. Für die spezifische - und nicht unkomplizierte - Situation von Weiding wurde eine technisch realisierbare und wirtschaftlich sinnvolle Lösung vorgeschlagen: Eine Hybrid-Lösung aus DSL-Anschlüssen und der Funktechnologie WiMAX.
Gemeinde legt tatsächlichen Bedarf offen
Das Projekt "Praxisnahe Lösungen zur Schließung von Breitband-Versorgungslücken" wurde vom Wirtschaftsministerium gefördert. Experten haben für verschiedene Gemeinden in ländlichen Gebieten die Möglichkeiten zur Sicherstellung der Breitbandversorgung untersucht. Für die Gemeinde Weiding (Landkreis Cham) haben die Ingenieure der Fraunhofer ESK prototypisch erarbeitet, wie eine Gemeinde vorgehen muss, um den Aufbau und Betrieb eines breitbandigen Netzes auszuschreiben. Der entscheidende Punkt für die Gemeinde ist, ihren Bedarf an breitbandigen Internet-Anschlüssen tatsächlich darzulegen.
DSL geht fast nirgendwo
Für das technische Konzept hat die Fraunhofer ESK die räumliche Verteilung der Haushalte, die bestehende Telekommunikationsinfrastruktur und die geographischen Gegebenheiten erfasst. Die Gemeinde Weiding, deren Einwohner auf 14 Ortsteile verteilt leben und an drei Ortsvermittlungsstellen angebunden sind, stellt eine besondere Herausforderung dar. Fast alle Teile der Gemeinde sind zu weit von den jeweiligen Ortsvermittlungsstellen entfernt, um derzeit mit DSL versorgt zu werden.
"Für eine flächendeckende Breitbandversorgung benötigt man aufgrund der Lage der Ortschaften der Gemeinde Weiding mindestens sieben sog. Aggregationslinks, die den Datenverkehr mehrerer Haushalte gebündelt übermitteln", erläutert Dr.-Ing. Erik Oswald, Wissenschaftler bei der Fraunhofer ESK, die erste Analyse. In diese sind dann die bestehende Infrastruktur – ein Funkturm auf dem nahegelegenen Berg Dachsriegel und eine Glasfaserleitung entlang einer Bahnstrecke – eingeflossen. Auf Basis dieser Daten haben die Ingenieure die Möglichkeiten analysiert und technisch machbare Lösungen vorgeschlagen. Diese Lösungen wurden hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit aus der Sicht eines potentiellen Netzbetreibers und des Kunden geprüft und bewertet.
Die favorisierte Variante ist eine Hybridlösung aus DSL und der Funktechnologie WiMAX. Dabei werden Schaltschränke, so genannte DSLAMs und Splitter, aufgestellt, die dann das bestehende Telefonnetz nutzen, um die DSL-Signale an die Haushalte weiterzuleiten. Die DSLAMs werden über eine WiMAX-Funkverbindung (Aggregationslink) zum Funkturm auf dem Dachsriegel mit dem Internet verbunden.
DSL plus Glasfaser wurde abgelehnt
Eine weniger wirtschaftliche Lösung sei eine Kombination aus DSL und Glasfaser. Hier würden die DSLAMs mit Glasfaserkabel angebunden. Trotz der Berücksichtigung der jeweils kürzesten Wege für die Anbindung der Orte und der Einbeziehung des bestehenden Glasfaserkabels in die Planung würden die notwendigen Erdarbeiten zu hohe Kosten verursachen, so das Fazit der Ingenieure.
Andere Gemeinden können Infos einholen
Die Fraunhofer ESK wird die Studie bei der Breitbandinitiative Bayern, Regionalveranstaltung Schwaben, am 24. Juli in Krumbach vorstellen. Dort können sich interessierte Gemeinden informieren, wie sie vorgehen müssen, um eine breitbandige Internetversorgung auszuschreiben.
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