Ölpreisbindung für hohe Gaspreise verantwortlich
Wären die Gaspreise in Deutschland nicht an den Ölpreis gekoppelt, könnten Verbraucher von sehr viel niedrigeren Preisen profitieren. Das ist das Resultat einer am Dienstag vorgestellten Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Derzeit koste Flüssiggas im freien Handel die Hälfte weniger als Gas aus an den Ölpreis gekoppelten Importverträgen.

Berlin (dapd/red) - Wenn der Gaspreise in den kommenden Jahren kräftig steige, werde das nicht am Gas, sondern an der Preisbindung zum Öl liegen. Bei Gas allein rechneten die Unternehmensberater mit einem eher moderaten Anstieg der Preise für die Endkunden. Die Steigerung werde sich in den nächsten drei Jahren auf fünf bis zehn Prozent summieren.
Gas-Überschuss in den kommenden Jahren möglich
Die am Dienstag eröffnete Nord-Stream-Pipeline könnte zu einem Überschuss an Gas in den kommenden Jahren führen. Als Begründung führte A.T. Kearney an, dass derzeit mehrere Pipelines in Richtung Europa gebaut würden und viele Terminals für Flüssiggas entstünden.
"Kann Europa ohne Nord Stream leben? Wahrscheinlich ja", sagte der Experte der Unternehmensberatung, Kurt Oswald. Ab 2015 könne man wegen der vielen Importe von einer "Gasblase" sprechen. A.T. Kearney rechne konservativ und sage bis 2020 eine Steigerung der Pipeline-Kapazitäten um zwei Drittel voraus. Bei Flüssiggas sei eine Verdopplung bis Ende des Jahrzehnts wahrscheinlich. "Vor diesem Hintergrund sollten geplante Investitionen in den Importinfrastruktur kritisch überprüft und im Zweifel" verschoben werden, sagte A.T. Kearney Partner Florian Haslauer.
Niedrige Energiekosten entlasten Verbraucher
Der Ölpreis ist erneut gesunken und das macht sich besonders beim Heizöl und auch an den Tankstellen bemerkbar. Aber auch Gas ist günstiger geworden und zum ersten Mal in diesem Jahrtausend ist auch der Strompreis nicht weiter gestiegen.
Studie: Niedriger Ölpreis erreicht Verbraucher nicht
Der Ölpreis beeinflusst die Kosten für viele Güter. Entweder taucht Öl als Rohstoff in vielen Produkten auf oder er dient als Treibstoff, um die Ware vom einen Ort zum anderen zu bringen. Sinken die Produktpreise zu langsam? Zwischen Branchen und Verbraucherschützern wird wegen des billigen Öls schwer diskutiert.
Heizkosten sind 2008 deutlich gestiegen
Mieter müssen sich auf teils deutliche Heizkostennachzahlungen für das vergangene Jahr einstellen. 2008 seien die Preise für Öl und Gas um bis zu 30 Prozent gestiegen, teilte der Deutsche Mieterbund (DMB) am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des neuen bundesweiten Heizspiegels in Berlin mit.
Gazprom-Chef sagt weiter steigende Gaspreise voraus
Trotz des deutlich gesunkenen Ölpreises wird Gas nach Ansicht von Gazprom-Chef Alexei Miller nur vorübergehend billiger werden. "Wenn wir von der langfristigen Preisentwicklung sprechen, so kann ich mit Sicherheit sagen, dass die Ära des billigen Erdgases der Vergangenheit angehört", sagte Miller der "Bild"-Zeitung.
Kemfert erwartet zum Frühjahr deutlich fallende Gaspreise
Trotz deutlich gesunkener Ölpreise werden die Kosten für Gas dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge zunächst hoch bleiben. Erst "bis zum nächsten Frühjahr werden die Gaspreise um 20 bis 30 Prozent sinken", sagte die DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert in einem Interview der Verbraucherzeitschrift "Guter Rat".