Netzausbau: Noch im Sommer werden neue Trassen festgelegt
Die Bundesnetzagentur will den Ausbau der Stromnetze rasant vorantreiben. Noch in diesem Sommer wolle die Behörde damit beginnen, wichtige neue Trassen durch Deutschland festzulegen, berichtete die "Frankfurter Rundschau" am Mittwoch. Die Behörde will einen Zehn-Jahres-Plan vorlegen.

Frankfurt/Main (afp/red) - Netzagentur-Präsident Matthias Kurth sagte mit Blick auf das von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vorgeschlagene Netzausbaubeschleunigungsgesetz: "So wie es aussieht, werden wir als Bundesnetzagentur einen Zehn-Jahres-Plan, der Grundlage des Ausbaugesetzes wird, erarbeiten. Wir werden die wichtigsten neuen Trassen nach energiewirtschaftlichem Bedarf festlegen."
Die bundesweite Festlegung werde die regionalen Verfahren deutlich beschleunigen, ohne die Rechte der betroffenen Bürger zu verletzen, versprach Kurth. Er gehe davon aus, "dass wir mit unserer Arbeit schon im Juni starten können, dann will ja die Bundesregierung ihre neue Energie-Strategie auf den Weg gebracht haben". Die Bundesnetzagentur hoffe, dass der Ausbau dann innerhalb weniger Jahre große Fortschritte machen könne. Die "Achillesferse" eines schnellen Ausbaus der erneuerbaren Energien sei derzeit das Stromnetz. Es sei nicht gebaut worden, um die hohen und schwankenden Energiemengen aus Öko-Strom-Kraftwerken zu verteilen.
"Wir müssen vor allem mehr Strom von Norden nach Süden transportieren können", sagte Kurth. Derzeit machten die Kosten für die Übertragungsnetze etwa 2,5 Prozent des Strompreises aus. "Selbst eine deutliche Steigerung bei den Investitionen hätte verkraftbare Auswirkungen, zumal die Kosten für den Bau über viele Jahre Stück für Stück in den Strompreis einfließen."
Für die von der Bundesregierung anversierte Energiewende ist ein Ausbau der Stromnetze nötig, um etwa den im Norden erzeugten Strom aus Windkraftanlagen ins Land zu transportieren.
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