Müll soll stärker zur Energiegewinnung beitragen
Müll soll nach dem Willen von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) künftig noch stärker zur Energie- und Rohstoffgewinnung genutzt werden. Der Grünen-Politiker sagte am Mittwoch in Stuttgart, bei der energetischen Nutzung von Bio- und Grünabfällen sei "viel Luft nach oben". Mit Biogas könnte man zusätzlich 190.000 Haushalte versorgen.

Stuttgart (dapd/red) - Man müsse immer weiter weg von der Abfallbeseitigung in Richtung hundertprozentiger Verwertung kommen, so Untersteller. Der Minister geht davon aus, dass landesweit rund 350.000 Tonnen Bio- und Grünabfälle zusätzlich verwendet werden könnten. Daraus könnte der Gasbedarf von zusätzlichen 190.000 Haushalten gedeckt werden.
Die Kommunen müssten zu diesem Zweck im eigenen Interesse noch mehr Anreize für die Trennung von Bio- und Grünabfällen setzen, etwa durch entsprechende Gebühren. Außerdem müsse dafür gesorgt werden, dass die Abfälle zunächst in die Biogasproduktion und dann erst in die Kompostierung gingen.
Die Kommunen entscheiden selbst
Nach Einschätzung des Ministers wird es dazu voraussichtlich 12 bis 18 zusätzliche Vergärungsanlagen für Biomüll brauchen. Untersteller hob hervor, dass das Land beim Thema energetische Nutzung von Abfällen keine Vorschriften machen werde. Kommunen und Landkreise sollten je nach Gegebenheit vor Ort selbst entscheiden. Es gebe aber einen engen Austausch mit deren Vertretern. Auch werde über das Thema regelmäßig auf Kongressen und in Leitfäden informiert.
Untersteller will auch die Gewinnung von Rohstoffen wie Phosphor oder Neodym aus Abfällen vorantreiben. Neodym wird für Magnete, Phosphor als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet. Wenn das Land seine Technologie ausbaue, könnten rund 52 Prozent des benötigten Phosphors im Land gewonnen werden. Damit mache man sich von Rohstoffimporten unabhängiger, sagte er.
Abfallmengen sind zurückgegangen
Der Landkreistag sicherte Untersteller bei seinem Vorhaben volle Unterstützung zu. "Wir praktizieren den Übergang von der Abfall- zur Ressourcenwirtschaft in unseren Betrieben bereits heute und wollen diesen Weg in enger Partnerschaft mit dem Land konsequent weitergehen", erklärte Hauptgeschäftsführer Eberhard Trumpp. Die kommunale Abfallwirtschaft sei ein Garant dafür, dass der Paradigmenwechsel in Richtung 100-Prozent-Verwertung tatsächlich gelinge.
Dem Umweltministerium zufolge sind die Abfallmengen im Land im Vorjahr erneut zurückgegangen. Mit 144 Kilogramm pro Einwohner liege das Haus- und Sperrmüllaufkommen beinahe auf dem historischen Tiefstand von 2008 mit 143 Kilogramm. Insgesamt seien 3,8 Millionen Tonnen Hausabfälle angefallen. Die Müllgebühren für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt seien zudem von 154,45 auf 149,67 Euro gesunken.
Studie: Gebühren für Müll unterscheiden sich um mehr als 600 Euro
Die Kosten für die Entsorgung von Müll belasten Haushalte einer Studie zufolge in einigen Städten deutlich mehr als in anderen. Demnach ergeben sich in verschiedenen Orten Preisunterschiede von zum Teil mehr als 600 Euro. Die Untersuchung selbst ist umstritten.
Bußgelder erhöht: Bis zu 250 Euro für ausgespuckte Kaugummis
Höhere Bußgelder sollen dafür sorgen, dass weniger Müll wie Kaufgummis und Zigarettenfilter achtlos auf die Straßen geworfen werden. So werden in einer Kommune in Deutschland bis zu 250 Euro an Strafe für einen ausgespuckten Kaugummi fällig, in einer anderen Stadt werden erstmals Zivilstreifen gegen Müllsünder eingesetzt.
Hessen will Biomassenutzung ausbauen
Die Biomasse bietet laut einer Studie, die das Land Hessen in Auftrag gegeben hat, noch großes Potenzial zur Energiegewinnung. Das Land will nun die stärkere Nutzung des umweltfreundlichen Energieträgers weiter vorantreiben, teilte Umweltminister Wilhelm Dietzel auf einer Messe in Wetzlar mit.
BUND sieht gute Perspektiven für Energiegewinnung aus Holz
Die Energiegewinnung aus Holz wird nach Einschätzung des BUND-Landesgeschäftsführers Burkhard Vogel in Thüringen erheblich an Bedeutung gewinnen. "Die Technologie ist im Aufwind", sagte Vogel in einem Interview der Nachrichtenagentur ddp in Erfurt.
Hessen: Grüne legen energiepolitisches Zehn-Punkte-Programm vor
Die Grünen im hessischen Landtag haben ein Zehn-Punkte-Programm zur Förderung der Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen vorgelegt. Dazu gehört ein "Aktionsplan Biogas", die Nutzung der Holzvorräte und die Einrichtung von "Energiebörsen".