Mibrag investiert Milliarden in Sprinter-Kraftwerk
Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) will in den nächsten Jahren in Sachsen-Anhalt ein neues Kraftwerk bauen, ein so genanntes Sprinter-Kraftwerk. Der Vorsitzende der Mibrag-Geschäftsführung, Joachim Geisler, bezifferte die Investitionssumme auf 1,3 Milliarden Euro.

Alt-Tröglitz (dapd/red) - Mit dem Neubau des Kraftwerks in Profen, das eine Leistung von 660 Megawatt haben soll, könnten 150 Arbeitsplätze entstehen.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, die Landesregierung werde von den ambitionierten Klimaschutzzielen in Deutschland nicht abweichen. Sie erwarte daher vom Bau eines neuen Braunkohle Kraftwerks die Anwendung höchster technischer und umweltrelevanter Standards.
"Kohle haben wir, Gas muss importiert werden"
Als möglichen Baubeginn nannte Geisler das Jahr 2015. In den Jahren 2019/2020 könnte das Kraftwerk, das über einen Wirkungsgrad von 43 Prozent verfügen soll, ans Netz gehen. Es werde als sogenanntes Sprinterkraftwerk ausgelegt, das schnell an- und abgefahren werden könne und somit in Spitzenzeiten den Strombedarf decke.
Haseloff sagte, Sachsen-Anhalt als Industrieland brauche eine langfristig klare, eigene, stabile und bezahlbare Energiebasis. Ohne Kohlenutzung und -förderung sei das nicht möglich. 19 Prozent des in Sachsen-Anhalt benötigten Stroms kämen heute aus der Atomkraft. Mit dem Abschalten der Meiler nach 2020 müsse diese Lücke in der Stromversorgung durch Gas und Kohle geschlossen werden. "Kohle haben wir, Gas muss importiert werden", sagte der Regierungschef.
Chemiestandort Leuna hat großen Strombedarf
Allein 20 Prozent des Strombedarfs des Landes werde am Chemiestandort Leuna benötigt. Das zeige, wie wichtig die Sicherstellung der Strombasis für die Wirtschaft sei, sagte Haseloff. Bis 2050 gebe es auch keine ausreichenden Speichermöglichkeiten für erneuerbare Energien.
Die Mibrag arbeitet bereits seit einigen Jahren an dem Großprojekt, das ursprünglich bis 2015 realisiert werden sollte, aber in den vergangenen Jahren unter anderem an fehlenden Investoren scheiterte. Bisher betreibt das Unternehmen ältere Kraftwerke in Deuben und Mumsdorf mit jeweils rund 80 Megawatt Leistung.
Geisler sagte, sein Unternehmen befinde sich in Gesprächen mit möglichen Investoren. Das Milliarden-Vorhaben "allein zu stemmen wäre schwierig". Der Mibrag-Chef fügte hinzu: "Wir brauchen Partner."
Geisler trat Befürchtungen von Bewohnern im Raum Lützen entgegen, die wegen eines möglichen Aufschlusses eines neuen Tagebaus in der Region den Verlust ihrer Grundstücke befürchten. Die Mibrag werde mit den Betroffenen "offen reden" und erst sie informieren und dann an die Öffentlichkeit gehen.
Wieder mehr Windkraft: Altmaier ruft Branche und Bürger an einen Tisch
Bei der Windkraft an Land stagniert der Ausbau nahezu. Im ersten halben Halbjahr 2019 wurden landesweit gerade einmal 86 neue Anlagen an das Stromnetz angeschlossen. Auch die Bundesregierung scheint nun alarmiert.
Kohleausstieg: Kritik an Plänen wächst weiter an
Der Kohleausstieg soll für die vielen Arbeiter der Branche sozialverträglich über die Bühne gebracht werden. Gleichzeitig soll aber auch der CO2-Ausstoß möglichst schnell und stark reduziert werden. Die Pläne der Regierung erhitzen die Gemüter.
Ethikkommission: Meinungen zu Atomausstieg gehen auseinander
In einer kontroversen öffentlichen Sitzung hat die von der Bundesregierung eingerichtete Ethikkommission zur Energiepolitik die Chancen und Risiken eines schnellen Atomausstiegs abgewogen. Bei den Kosten der Energiewende gehen die Meinungen stark auseinander.
Stadtwerke und Kommunen rüsten sich für Energiewende
Stadtwerke und private Unternehmen wollen bei der Energiewende in Deutschland vorne mitmischen. Gerade die Kommunen, die sich schon im Abseits sahen, wittern ihre Chance. Der Ökostrom-Branchenverband BEE erwartet Milliardeninvestitionen und deutliche Arbeitsplatzzuwächse.
Wirtschaft und Umweltverbände streiten über Atomausstieg
Nach der Ankündigung, die AKW-Laufzeitverlängerung vorerst auszusetzen, streiten Wirtschaft und Umweltschützer über das mögliche Tempo beim Atomausstieg. Laut WWF und Öko-Institut könnte man bis 2020 ohne Stromlücke oder hohe Preise aus der Kernenergie aussteigen, die Wirtschaft warnt jedoch vor Populismus.