Krankenkassen machen Minus von 490 Millionen
Die gesetzlichen Krankenkassen haben ein Defizit von 490 Millionen Euro eingefahren. Zwar sind noch Reserven vorhanden, trotzdem könnten die Zusatzbeiträge steigen. Derzeit liegt der Zusatzbeitrag im Schnitt bei 0,83 Prozent.

Berlin - Die gesetzlichen Krankenkassen haben im ersten Halbjahr ein Defizit von 490 Millionen Euro eingefahren. Dennoch haben die Kassen noch Finanzreserven von 15,2 Milliarden Euro. Die Finanzsituation sei "stabil", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Freitag in Berlin. Die Einnahmen der Kassen lagen bei 106,1 Milliarden, die Ausgaben bei 106,6 Milliarden Euro.
Zusatzbeiträge zu niedrig?
Das Defizit rührt laut Ministerium daher, dass viele Kassen ihren Versicherten einen eher niedrigen Zusatzbeitrag abverlangt haben. Dieser habe im Durchschnitt bei 0,83 Prozent gelegen. Mit der schwarz-roten Gesundheitsreform war ein Sonderbeitrag von 0,9 Prozent zulasten der Kassenmitglieder entfallen - stattdessen können die Kassen Zusatzbeiträge nehmen. Der Kassen-Spitzenverband hatte einen Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes um 0,2 bis 0,3 Beitragssatzpunkte zum kommenden Jahreswechsel als realistisch bezeichnet.
Noch sind Reserven da
Insgesamt hat die Krankenversicherung noch ein Polster von 23,8 Milliarden Euro. Die Reserve des Gesundheitsfonds - der Geldsammel- und Verteilstelle für die Kassen - beträgt 8,6 Milliarden Euro.
Die Arzneimittelausgaben je Versicherten stiegen um 4,8 Prozent, vor allem für neu zugelassene Arzneimittel gegen Hepatitis C. Die Ausgaben für Ärzte stiegen um 3,9, für Klinikbehandlung um 3,3 Prozent.
Zusatzbeitrag bei Krankenkassen steigt
Bei den gesetzlichen Krankenkassen bleibt offen, ob die Gesamtbeiträge im kommenden Jahr steigen oder sinken. Zwar steht nun fest, dass der Zusatzbeitrag angehoben wird, das allein ist aber nicht ausschlagend für eine Betragserhöhung.
Schätzerkreis: So entwickeln sich die Beiträge für die Krankenkassen
Bei den gesetzlichen Krankenkassen sollen die Zusatzbeiträge Experten zufolge steigen. Die gute Nachricht für Versicherte: Weil die Reserven der Kassen derzeit hoch sind, könnten die Gesamtbeiträge für einige sogar sinken.
Krankenkassen-Beitrag dürfte sich kaum ändern
Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung wird sich im kommenden Jahr kaum ändern. Zwar sinkt der Beitrag um 0,9 Prozentpunkte, aber viele Kassen werden wohl Zusatzbeiträge erheben. Die Beitragssenkung soll zu mehr Wettbewerb führen.
SPD will Zusatzbeitrag der Kassen abschaffen
Die SPD will im Fall einer Regierungsübernahme den Zusatzbeitrag der Krankenkassen abschaffen und zur paritätischen Finanzierung zurückkehren. Das würde bedeuten, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer wieder den gleichen Anteil an der Versicherung tragen.
Privatkassen widersprechen Bericht über Mitgliederzahlen
Der Verband der privaten Krankenversicherungen (PKV) weist Medienberichte zurück, laut denen die privaten Kassen mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen hätten. Der Spiegel hatte berichtet, dass im vergangenen Jahr die Zahlen der Mitglieder bei den privaten zugunsten der gesetzlichen Kassen zurückgegangen seien.