Krankenkasse: Bei 100 Euro Ersparnis will nur ein Drittel wechseln
Die Krankenkassen legen in den kommenden Tagen die Höhe ihrer Zusatzbeiträge für 2021 fest. Einer Umfrage zufolge bereiten steigende Kosten einem Großteil der Bundesbürger Sorgen. Zu einem Wechsel sind viele aber erst bei einer Ersparnis von 200 Euro im Jahr bereit.

Fast jeder zweite gesetzlich Versicherte sorgt sich wegen steigender Gesundheitskosten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox. Gleichzeitig kann sich ein Drittel vorstellen, bei einer Ersparnis von 100 Euro im Jahr die Krankenkasse zu wechseln. Erst bei einer Ersparnis von 200 Euro steigt dieser Anteil auf über 60 Prozent.
Krankenkassen kündigten eine Verdoppelung des Zusatzbeitrages an
Führende Vertreter der Krankenkassen hatten zuletzt vor einer Verdopplung des Zusatzbeitrages in der gesetzlichen Krankenversicherung gewarnt. 47 Prozent der Befragten in der Umfrage bereitet diese Entwicklung große oder sehr große Sorge. 44 Prozent antworteten, sie würden sich deshalb keine oder geringe Sorgen machen. Befragt wurden die Versicherten Ende November.
Zusatzbeiträge für 2021 werden bald festgelegt
Der erste Schritt zu diesem Anstieg dürfte schon in den kommenden Tagen erfolgen. Dann beschließen die meisten Krankenkassen auf ihren Verwaltungsratssitzungen die Zusatzbeiträge, die für das kommende Jahr gelten sollen. Die Krankenkassenmitglieder wird diese Mitteilung unvorbereitet treffen. 70 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer in der Umfrage kennen den Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse nicht.
Erhöhung des Zusatzbeitrags und die realen Kosten
Aktuell liegt der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei 1,1 Prozent – je zur Hälfte bezahlt von Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Der Schätzerkreis für die gesetzliche Krankenversicherung geht für das kommende Jahr von einer Steigerung auf 1,3 Prozent aus. Fünf Krankenkassen hatten bereits im Lauf des Jahres ihren Zusatzbeitrag erhöht – im Schnitt sogar um 0,4 Prozentpunkte.
Ein Anstieg um 0,2 Prozent sorgt dafür, dass der Arbeitnehmeranteil bei einem Einkommen von 47.928 Euro (Bundesdurchschnitt ohne Sonderzahlungen für Vollzeitstellen laut Statistischem Bundesamt) im Jahr um 48 Euro steigt. Bei 0,4 Prozent sind es schon 96 Euro.
Wie groß muss die Ersparnis sein, damit die Deutschen wechseln?
Für eine Ersparnis bis 100 Euro pro Jahr könnten sich 29 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen, ihre Krankenkasse zu wechseln. Bei einer Ersparnis bis 200 Euro pro Jahr kommt für insgesamt 61 Prozent der Befragten ein Wechsel der Krankenkasse in Frage. 26 Prozent schließen einen Wechsel aufgrund der Beitragshöhe generell aus.
Der günstigste überregionale Anbieter verlangt derzeit 0,39 Prozent Zusatzbeitrag. Wer von einer Krankenkasse mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag hierher wechselt, spart sogar 170 Euro. 170 Euro weniger Beitrag bedeuten dabei nicht automatisch 170 Euro mehr Nettoeinkommen. Da Krankenversicherungsbeiträge komplett steuerlich absetzbar sind, liegt die Nettoersparnis niedriger.
Wechsel der Krankenkasse wird vereinfacht
"Der Gesetzgeber hat den Wechsel der Krankenkasse ab kommendem Jahr vereinfacht", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Die Kündigung des alten Anbieters übernimmt ab Januar die neue Krankenkasse automatisch. Eine verbraucherfreundliche Regelung, wie sie beim Wechsel des Stromanbieters schon lange funktioniert. Außerdem sind Versicherte künftig nur noch 12 Monate an eine neue Krankenkasse gebunden."
Schätzerkreis: So entwickeln sich die Beiträge für die Krankenkassen
Bei den gesetzlichen Krankenkassen sollen die Zusatzbeiträge Experten zufolge steigen. Die gute Nachricht für Versicherte: Weil die Reserven der Kassen derzeit hoch sind, könnten die Gesamtbeiträge für einige sogar sinken.
Beiträge für Krankenkassen: Milliarden-Entlastung ist in Sicht
Für gesetzlich Versicherte könnten die Beiträge für die Krankenkasse ab dem kommenden Jahr erheblich sinken. Mit dem Entwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn würden die Zusatzbeiträge, die Versicherte bisher allein zahlen, zur Hälfte von den Arbeitgebern getragen werden.
Krankenkassen zeigen sich zögerlich bei Beitragsentlastungen
Die gesetzlichen Krankenkassen konnten im vergangenen Jahr eine Rekordreserve erzielen. Das Finanzpolster der Kassen liegt mittlerweile bei 28 Milliarden Euro. Gleichzeitig könnten dem Bundesgesundheitsministerium zufolge die Beiträge für Versicherte gesenkt werden.