Kein Gesprächsbedarf: Stromgipfel geplatzt
Von wegen Chefsache: Bundeskanzler Schröder wird sich nun doch nicht in die aktuelle Diskussion um die Erhöhung der Energiepreise einmischen. Der Gipfel wurde abgesagt und die "Sache" an Wirtschaftsminister Clement übergeben. Dieser will jedoch ebenfalls "substanzielle Veränderungen" abwarten.

Berlin (red) - Der Gipfel beim Kanzler, bei dem es um die geplante Erhöhung der Strompreise gehen sollte, ist geplatzt. Weil die Energiemanger keinen Gesprächsbedarf signalisierten, soll sich - verschiedenen Presseberichten zufolge - nun Wirtschaftsminister Wolfgang Clement der Sache annehmen.
Noch immer herrscht auch zwischen den großen Energieversorgern Uneinigkeit: Während RWE und Vattenfall auch in den vergangenen Tagen keinerlei Kompromissbereitschaft erkennen ließen und ihre Strompreise zu Beginn des Jahres mit an 100 Prozent grenzende Wahrscheinlichkeit erhöhen werden, hält E.ON an seinem Vorschlag fest, die Strompreise für ein Jahr "einzufrieren". Die Karlsruher EnBW nimmt mit einem eigenen Regulierungsvorschlag ohnehin eine Sonderrolle ein. In jedem Fall hatte die Ankündigung weiterer Strompreiserhöhung Anfang September zu einer intensiven öffentlichen Diskussion geführt.
Wie es in den Berichten weiter heißt, sollen die Gespräche erst geführt werden, wenn "substanzielle Veränderungen" erkennbar seien. Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) bedauerte indes die Absage des Energiegipfels. Es wäre es ein positives Zeichen für den Produktionsstandort Deutschland gewesen, wenn sich der Bundeskanzler des wichtigen Standortfaktors Energiekosten persönlich angenommen hätte, heißt es in einer Mitteilung.
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Bei den Energiekosten drängt sich das Gefühl auf, dass die Preise immer weiter steigen. Grob betrachtet stimmt das auch, aber bei genauer und langfristiger Betrachtung zahlen Verbraucher nur für Strom deutlich mehr.
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