Immobilienverkäufer müssen Maklerprovision anteilig übernehmen
Bei einem Immobilienkauf schultern in vielen Bundesländern die neuen Hausbesitzer die Maklerprovision komplett allein. Das soll sich mit der Einführung eines neuen Gesetzes bald ändern. Ab 23. Dezember werden auch die Verkäufer zur Kasse gebeten.

Wer eine Immobilie kauft, muss ab diesem Mittwoch maximal die Hälfte der Maklercourtage übernehmen. Das Gesetz, dem Bundestag und Bundesrat schon zugestimmt haben, tritt am 23. Dezember in Kraft. Bisher übernimmt oft der Käufer komplett die Maklerprovision.
Maklerkosten betragen bis zu 7,14 Prozent des Kaufpreises
Die Maklerkosten unterscheiden sich je nach Bundesland und inklusive Mehrwertsteuer und kann bis zu 7,14 Prozent des Kaufpreises bettragen. Bis Jahresende wird sie durch die befristet gesenkte Mehrwertsteuer noch etwas gedämpft auf knapp 7 Prozent.
Weniger Maklerkosten entlasten Immobilienkäufer vor allem in Städten, wo Häuser und Wohnungen sehr teuer sind. Da sich die Maklerprovision am Kaufpreis bemisst, können bei Objekten für zum Beispiel 400.000 Euro rund 28.000 Euro Maklerprovision anfallen.
IW: Maklerprovisionen sind in Deutschland hoch
Von dem Gesetz profitieren insbesondere Immobilienkäufer in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Hessen. Hier trugen bisher die Käufer allein die Maklerkosten. In anderen Bundesländern, etwa Nordrhein-Westfalen oder Bayern, galt eine Teilung der Provision.
"Tatsächlich ist es aber so, dass gerade in angespannten Märkten fast nur der Käufer zahlt, selbst wenn formal die Provision geteilt wird", sagt Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Nun habe der Verkäufer ein echtes Interesse, über die Courtage zu verhandeln, da sie auch ihn treffe.
Überhaupt sei die Maklerprovision in Deutschland hoch: In Schweden, den Niederlanden oder Großbritannien liege die Provision oft bei zwei Prozent des Kaufpreises oder darunter, so das IW. "Ob es auch in Deutschland zu solchen Provisionen kommen wird, ist ungewiss, sicher erscheint, dass ein verstärkter Preiswettbewerb einsetzen wird."
Maklerverträge nur noch in Schriftform
Damit das Gesetz nicht umgangen wird, sind darin genaue Regeln vorgeschrieben. So muss der Käufer seinen Anteil erst dann überweisen, wenn der Verkäufer seine Zahlung nachgewiesen hat. "Damit ist es künftig nicht mehr möglich, dass Verkäufer die volle Provision auf den Käufer abwälzen", heißt es im Beschluss des Bundesrats. Neu ist auch, dass für Maklerverträge über Häuser und Wohnungen künftig die Schriftform vorgeschrieben ist, um Unklarheiten zu vermeiden.
Geteilte Maklerkosten sind ein Kompromiss
Für eine Entlastung von Immobilienkäufern bei den Provisionen hatte sich die SPD eingesetzt, um den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern. Hier liegt Deutschland im europäischen Vergleich weit zurück. Die SPD wollte ursprünglich ein Bestellerprinzip, wie es auf dem Mietmarkt seit 2015 gilt: Wer den Makler beauftragt, solle dafür zahlen. Doch damit stießen die Sozialdemokraten auf Widerstand der Union. Am Ende entstand mit den geteilten Provisionen ein Kompromiss.
IVD: Politik muss nacharbeiten - Grunderwerbsteuer senken
Der Immobilienverband IVD, der unter anderem Makler vertritt, bezeichnete die Neuregelung als "Zeitenwende". Viele Makler müssten ihr Geschäftsmodell umstellen, sagte IVD-Präsident Michael Schick. Das werde in der Corona-Krise nicht leicht. Das neue Gesetz werde die Immobilienpreise nicht direkt beeinflussen, könne aber Transparenz und Professionalisierung der Maklerbranche fördern.
Dennoch übt der Verband Kritik: Die Politik ziele bei der Diskussion um die Erwerbnebenkosten "zu sehr" auf die Maklerprovision, monierte Schick. Die Politik müsse ihre Hausaufgaben machen und etwa die Grunderwerbsteuer senken sowie das Baukindergeld entfristen. "Ansonsten sind die Lippenbekenntnisse zur Förderung von Wohneigentum nichts anderes als eine Abwälzung auf Dritte."
Immobilienpreise auch im Corona-Jahr deutlich gestiegen
Die Immobilienpreise sind entgegen der Erwartung vieler Experten in der Corona-Krise weiter nach oben geklettert. In den Metropolregionen sind die Häuserpreise im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um über 12 Prozent gestiegen, aber auch auf dem Land wurde es teuer.
Über 6 Milliarden Euro an Baukindergeld seit 2018 ausgezahlt
Das Baukindergeld wurde seit der Einführung fast 400.000 Familien zugesagt, gut 6,5 Milliarden Euro wurden bisher ausgezahlt, so die Förderbank KfW. Der größte Anteil der Zuschüsse floss demnach nach Nordrhein-Westfahlen.
Baukindergeld: Neun von zehn Anträgen für Eigenheime
Über 90 Prozent der Anträge für das Baukindergeld werden für den Kauf oder Bau von Häusern gestellt. Aus den Zahlen des Innenministeriums zum Neubau lässt sich erneut ablesen, dass die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel von 1,5 Millionen neuen Wohnungen zu verfehlen droht.
Experten: Immobilienpreise steigen auch nach zehn Jahren weiter
Die Immobilienpreise sind auch im dritten Quartal 2019 weiter angestiegen, zeigt eine Studie. Das gilt sowohl für Eigentumswohnungen, Häuser und auch für die Mietpreisentwicklung. Experten gehen davon aus, dass sich das vorerst nicht ändern wird.
Baukindergeld: Bisher rund 180.000 Anträge
Einem Bericht zufolge wird das Baukindergeld nach wie vor intensiv genutzt. Bisher seien rund 180.000 Anträge eingegangen, berichtet die "Rheinische Post". Die Förderung gibt es seit September 2018.