Hustedt sieht in Netznutzungs-Entgelten größten Kostentreiber
Da die Netzbetreiber in ihren Gebietsmonopolen die Gebühren bisher weitgehend frei festlegen konnten, sei ein wirklicher Wettbewerb nicht zustande gekommen, monierte die Energieexpertin der Grünben, Michaele Hustedt, gestern in Berlin. Die Verbraucher zahlten deshalb jedes Jahr insgesamt etwa sechs Milliarden Euro zu viel.

Berlin (ddp/sm) - Die Energieexpertin der Grünen, Michaele Hustedt, sieht in den Entgelten für die Netznutzung den "Kostentreiber Nummer eins" bei den Strompreisen. Da die Netzbetreiber in ihren Gebietsmonopolen die Gebühren bisher weitgehend frei festlegen konnten, sei ein wirklicher Wettbewerb nicht zustande gekommen, sagte Hustedt am Mittwoch in Berlin. Entsprechend hoch seien auch die Margen und Preise ausgefallen. Hier müssten die neue Regulierungsbehörde für den Energiemarkt und das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) ansetzen.
Nach Angaben der Expertin liegen die Netznutzungsentgelte derzeit für Haushaltskunden bei über sechs Cent je Kilowattstunde und haben damit einen Anteil von mehr als 30 Prozent am Strompreis. Sie seien in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich gestiegen und bei Tarifkunden etwa zwei bis drei Cent je Kilowattstunde höher als im europäischen Vergleich.
Die Verbraucher zahlten deshalb jedes Jahr insgesamt etwa sechs Milliarden Euro zu viel für die Netzdurchleitung, betonte Hustedt. Allein dieser erhöhte Differenzbetrag sei so hoch wie alle Umweltabgaben zusammen. Die Preisdifferenzen bei der Netzdurchleitung in Deutschland betrügen zudem teilweise über 300 Prozent.
Die Preisaufschläge bei der Netzdurchleitung zeigten sich dann bei den Bilanzen der großen Energieversorger, äußerte Hustedt. In Zeiten allgemeiner konjunktureller Schwäche hätten sie ihre Gewinne deutlich steigern können. So seien die jährlichen Profite aus dem Stromgeschäft in den vergangenen Jahren bei Monopolisten wie E.ON und RWE um 20 bis 50 Prozent gewachsen.
Caritas: Für Stromsperren muss es Ausnahmen geben
2016 kam es zu etwa 330.000 Stromsperren in Deutschland. Unter anderem fordert die Caritas, dass vor allem den Familien mit Säuglingen und Kranken nicht der Strom abgestellt werden darf. Außerdem soll das Energiebudget bei den Hartz-IV-Leistungen aufgestockt werden.
Netzentgelte sinken im Schnitt um vier Prozent
Die Netzentgelte sollen den Tarifexperten von Verivox zufolge im kommenden Jahr im bundesweiten Schnitt sinken. Das gilt leider nicht für alle Bundesländer. Und vor allem bedeutet das nicht, dass die Stromanbieter die Preissenkungen weitergeben.
bne zu Strompreiserhöhungen: Anbieter wechseln!
"Energieverbraucher in Deutschland nutzen ihr Wahlrecht beim Stromanbieter noch viel zu wenig", bemängelte heute der bne. Dabei könne bei einem Wechsel nicht nur Geld gespart werden, er sei auch ein politisches Bekenntnis: Kritik an der rüden Preispolitik der Ex-Monopolisten.
Kein Gesprächsbedarf: Stromgipfel geplatzt
Von wegen Chefsache: Bundeskanzler Schröder wird sich nun doch nicht in die aktuelle Diskussion um die Erhöhung der Energiepreise einmischen. Der Gipfel wurde abgesagt und die "Sache" an Wirtschaftsminister Clement übergeben. Dieser will jedoch ebenfalls "substanzielle Veränderungen" abwarten.
Diese Woche in Berlin: 1. Deutscher Regulierungskongress
In Berlin fand in dieser Woche der 1. Deutsche Regulierungsprozess statt. Knapp 200 Teilnehmer verschafften sich bei dem von Euroforum organisierten Kongress einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen. Wir veröffentlichen nachfolgend eine Zusammenfassung der wichtigsten Beiträge.