GDV: Kunden gehen mehr Risiken bei Lebensversicherungen ein
Bei der Wahl der Lebensversicherung werden die Deutschen etwas wagemutiger. Das kann offenbar auf die Niedrigzinsen zurückgeführt werden, so der GDV. Insgesamt befindet sich aber die gesamte Branche inklusive Tarifmodelle im Umbruch.

Berlin - Immer mehr Lebensversicherungskunden entscheiden sich für Policen ohne klassischen Garantiezins bis zum Ende der Laufzeit. 46 Prozent der Neukunden unterzeichnet im vergangenen Jahr Verträge mit abgespeckten Garantien oder fondsgebundenen Produkten - nach 37 Prozent im Vorjahr, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag in Berlin mitteilte. "Die Kunden sind in der Niedrigzinsphase offenbar bereit, etwas mehr Risiko für ihre Altersvorsorge einzugehen", sagte Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber am Donnerstag in Berlin. Verbraucherschützer sehen den Trend teilweise kritisch, weil die Planbarkeit der Altersvorsorge sinke.
Neue Vertragstypen: Weniger gebundenes Kapital mit Chance auf höhere Rendite
Die Geschäftsentwicklung sei "das Abbild einer Branche im Wandel", sagte GDV-Präsident Alexander Erdland. Die neuartigen Vertragstypen, auf die viele Versicherer unter dem Schlagwort neue Klassik inzwischen setzen, sollen weniger Kapital binden und den Kunden im Gegenzug die Chance auf eine höhere Rendite bieten.
Geschäft mit Lebensversicherungen bleibt schwierig
Denn Lebensversicherungen bleiben für die Unternehmen ein schwieriges Geschäft. Der Gesamtbeitrag der Kunden sank im vergangenen Jahr weiter. Mit 90,7 Milliarden Euro lag er 2,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. GDV-Präsident Alexander Erdland sagte, angesichts niedriger Zinsen, der Alterung der Gesellschaft und politischer Verunsicherung habe die Lebensversicherung durchaus respektabel abgeschnitten. Für 2017 wird noch ein Minus von 0,5 Prozent erwartet.
Über alle Sparten hinweg sind die Einnahmen gestiegen
Über alle Versicherungssparten hinweg nahmen die 450 Mitgliedsunternehmen 2016 wegen besserer Zahlen bei Schaden- und Unfallversicherungen sowie der Privaten Krankenversicherung und rund 194,2 Milliarden Euro an Beiträgen ein, 0,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Das könne sich sehen lassen, sagte Erdland. Für dieses Jahr rechne man mit einem Beitragsplus von mindestens einem Prozent. Auf hohe Wachstumschancen hofft die Branche künftig bei Policen gegen Cyberkriminalität.
Studie: Jährliche Infos zur Lebensversicherung weisen Mängel auf
Wie viel Geld die Lebensversicherung am Ende bringt, ist noch immer nicht für jeden in der jährlichen Information ersichtlich. Eine Studie zeigt, dass alle Versicherer seit Einführung der neuen Vorschriften 2018 an ihren Schreiben gearbeitet haben, gleiche Standards gibt es deshalb aber nicht.
Ministerium will Provisionsdeckel für Lebensversicherungen einführen
Beim Abschluss einer Lebensversicherung zahlen Verbraucher eine Provision an den jeweiligen Vermittler. Bisher gab es für die Höhe der Kosten keine Regelung. Das könnte sich bald ändern.
Lebensversicherungen: Allianz, Axa und Ergo senken laufende Verzinsung
Die Versicherungsunternehmen Allianz, Axa und Ergo senken die laufende Verzinsung bei den klassischen Lebensversicherungen zum kommenden Jahr. Die Verzinsung setzt sich aus der Überschussbeteiligung der Versicherer und dem Garantiezins zusammen.
Niedrigzinsen halten Deutsche nicht vom Sparen ab
Die Deutschen trotzen der Niedrigzinsphase, denn in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurde ähnlich viel gespart wie in den Jahren zuvor. In die Lebensversicherungen wurde sogar mehr eingezahlt.
Lebensversicherung: Garantiezins soll unter ein Prozent sinken
Die Garantie-Verzinsung für neue Lebensversicherungen soll weiter sinken. Im nächsten Jahr soll es mit der Rendite-Zusage unter die Marke von einem Prozent gehen. Damit wird ein starkes Verkaufsargument weiter aufgeweicht.