EZB: Für Banken wird es teurer – Immobilienkredite weiter günstig
Die Europäische Zentralbank wird die Strafzinsen für Banken erhöhen. Das könnte dazu führen, dass die Institute überschüssiges Geld tendenziell in Umlauf bringen wollen. Und das wiederum könnte zu einer weiteren Senkung der Zinsen bei Immobilienkrediten führen.

Frankfurt/Main - Für Banken wird es teurer, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag beschlossen, den Strafzins für Bankeinlagen von 0,4 Prozent auf 0,5 Prozent zu erhöhen. Experten rechnen damit, dass in der Folge die Zinsen sinken werden, die Kleinsparer auf ihr angelegtes Geld erhalten. Wer einen Hauskauf plant oder bald eine Anschlussfinanzierung braucht, kann sich dagegen freuen.
Immobiliendarlehen sind noch günstiger geworden
Immobiliendarlehen sind bereits jetzt günstig wie nie: Ein Kredit über eine Laufzeit von zehn Jahren kostet nach Angaben der unabhängigen FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main derzeit im Schnitt 0,69 Prozent. Bei einer Laufzeit von 15 Jahren liegt der durchschnittliche Zinssatz bei 0,98 Prozent (Stand jeweils: 11. September).
Vor drei Wochen waren es noch 0,71 Prozent bei einer Laufzeit von 10 Jahren und 1,04 bei 15 Jahren (Stand: 22. August). Die genauen Zinssätze hängen allerdings unter anderem von der finanziellen Situation des Kreditnehmers ab.
Experte: Zinssätze gehen noch weiter runter
Der Strafzins soll Institute dazu anregen, mehr Kredite zu vergeben. "Der Druck wird größer, die Banken wollen ihr Geld loswerden, weil die EZB ihnen zu teuer wird. Als eine Lösung bieten sich große Baufinanzierungsvolumen an, die selbst bei niedrigen Zinsen so gut wie ohne Risiko vergeben werden können", erklärt FMH-Experte Max Herbst die Situation der Banken und Sparkassen. Er rechnet deshalb damit, dass diese Institute ihre Zinssätze weiter senken.
Mit Minuszinsen im Hypothekenbereich rechnet Herbst aber nicht. Er rät Kreditnehmern, die bald eine Anschlussfinanzierung brauchen, sich über die aktuellen Konditionen zu informieren. "Aber ich sehe keine Notwendigkeit, jetzt schon zu unterschreiben", so Herbst.
Beim Hauskauf nicht nur auf die Zinsen achten
Ähnliches empfiehlt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen: "Je weiter das Vertragsende entfernt ist, desto wichtiger ist es jetzt natürlich, die Zinsentwicklung im Blick zu behalten." Wer über einen Neuabschluss nachdenke, für den gelte: "Beim Neukauf nicht verlocken lassen. Der niedrige Zins allein rechtfertigt nicht den Kauf einer Immobilie."
Der Nutzen der Niedrigzinsen ist sowieso relativ, gibt Oelmann zu bedenken: "Im Moment sind die Preise in vielen Regionen explodiert. Das hebt natürlich den Zinsverlust auf."
Immer mehr Banken streichen Zinsen bei Tagesgeldkonten
Der Anteil an Banken, die überhaupt noch Zinsen aufs Tagesgeld zahlen, nimmt ab. Von 721 Banken und Sparkassen erhalten Sparer einer aktuellen Untersuchung zufolge bei nicht einmal mehr 20 Prozent der Institute überhaupt noch Zinsen, berichtet Verivox.
Vermeintlich günstiger Kredit – Verbraucherschützer warnen vor Wucher
Bei einem Kredit sollte man immer auf den effektiven Jahreszins schauen, um die tatsächlichen Kosten erkennen zu können. Vermeintlich günstige Darlehen können unerwartet teuer ausfallen, wenn Extra-Gebühren dazukommen, warnt die Verbraucherzentrale Sachsen.
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Ein Verbot von Strafzinsen für Kleinsparer scheint zunächst vom Tisch zu sein. Bundesfinanzminister Olaf Scholz zufolge haben Banken ohnehin wenig Chancen, Negativzinsen zu verlangen. Der negative Einlagezins der EZB setzt den Instituten indessen weiter zu.
Klimaschutz belohnen: bald mehr Geld für Gebäude-Sanierungen?
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